“Bevor es losgeht, eine Abstimmung im Saal. Ein kurzer Blick: Die Frauenquote dürfte bei mehr als 50 Prozent liegen. Das Ergebnis der computergestützten TED-Analyse wird also durch einen Überhang des einen oder anderen Geschlechtes vermutlich nicht verfälscht. Nach 30 Sekunden steht das Ergebnis: Etwa 61 Prozent stehen zum Prinzip der Treue. Gut 30 Prozent halten es für überholt. Der Rest enthält sich. …
Dafür aber am Ende einen Überraschungssieger. Zur Erinnerung: Am Anfang standen sich Treue-Befürworter und -Gegner im Publikum noch mit 60 zu 30 Prozentpunkten gegenüber. Jetzt die Schlussabstimmung per TED. Ergebnis: Treue halten jetzt 49 Prozent für ein überholtes Konzept. Der Treue wollen nur noch knapp 42 Prozent die Treue halten.”
27.04.2012, Süddeutsche.de
Der Moderator
Volker Beck, Prof. Dr. Eckart Voland, Desiree Nick und Michael Mary
Wenn man sich in einer Lebensgemeinschaft in guten und schlechten Tagen aufeinander verlassen kann, ist das ein wichtiger Anker im Leben. Das ist anders als sexuelle Treue wirklich fundamental.
Zwei Drittel bis drei Viertel aller Verheirateten begehen mindest einmal Ehebruch. 80 Prozent aller EhebrecherInnen geben an, ihre Paarbeziehung zu lieben und ihr auch treu sein zu wollen.
Der Treueschwur ist ein Ideal, das im Ernstfall Menschen in ein Doppelleben treibt und zur Lüge verdammt!
Es ist besser, sich selbst treu zu sein, als sich von Treue knebeln zu lassen.
Norbert Geis, Prof. Dr. Hans Bertram, Eva-Maria und Wolfram Zurhorst
Treue ist die Voraussetzung für den Bestand der Ehe. Ehe ist die Voraussetzung für die Familie. Familie ist das wichtigste Element in unserer Gesellschaft.
Liebe ist exklusiv und trennt das Paar von der Welt … (nach Hannah Arendt)
Fremdgehen ist was für neugierige Anfänger. Zusammen weitergehen etwas für leidenschaftliche Abenteurer.
Bei deutschen Paaren gilt Untreue immer noch als Trennungsgrund Nummer Eins. Andererseits gibt eine große Mehrheit der Seitenspringer in Umfragen an, ihren Partner zu lieben. Was heißt das für die Zukunft von Paarbeziehungen? Welche Werte werden den Verführungen des digitalisierten und globalisierten Lebens standhalten? Oder müssen wir uns von althergebrachten Regeln ganz verabschieden und akzeptieren, dass Begehren und Bindung selten zusammenpassen? Produziert vielleicht gerade die Verpflichtung zur sexuellen Treue mehr Leid als Glück und steht einem stressfreien Liebes- und Familienleben im Wege?