Jutta Falke-Ischinger: Uns mit den Mitteln des Rechtsstaates gegen die Risiken des Neuen abzusichern – das machen wir Deutschen gerne. Sozusagen per Gerichtsurteil den Bestandsschutz erwirken für die deutsche Gemütlichkeit.
25 Jahre nach dem Fall der Mauer sind die Deutschen in Ost und West zufrieden wie nie. Sehr schön ist das. Solange wir nicht zu bequem werden, oder zu risikoscheu.
Wie mutig sind wir wirklich, wenn es darum geht, das Neue zuzulassen? Das Wort Innovation beispielsweise findet sich häufig bei der Formulierung von Unternehmenszielen oder Regierungserklärungen. Doch hapert es oft an der Umsetzung. Innovation wird im Alltag oft als Bedrohung empfunden.
Für die These traten an: Bert Rürup, Präsident des Handelsblatt Research Institute, die Internetunternehmerin Verena Pausder (Delius), Roland Tichy, Vorsitzender der Ludwig-Erhard-Stiftung und der Philosoph und Autor Richard David Precht.
Gegen die These argumentierten: Berlins Justizsenator Thomas Heilmann, Christoph Matschie, Kultusminister Thüringen, Markus Kerber, Hauptgeschäftsführer des BDI sowie Gesche Joost, Internetbotschafterin der Bundesregierung.
Es moderierte so leichthändig wie routiniert: Jörg Thadeusz.
Eine erste Abstimmung durch das Publikum vor Beginn der Diskussion ergab Vorteil auf für die Befürworter der These. In der gut 90minütigen Diskussion ging es Schlag auf Schlag:
Prof Rürup gab zu, dass er sich leider geirrt hatte mit der früheren Annahme, die fetten Jahre lägen noch vor uns.
Markus Kerber vom BDI hielt dagegen, im internationalen Vergleich stünden die Deutschen gut da.
Der Meinung war auch die Designprofessorin Gesche Joost. Es ging dann um Bildung, ob die herkömmlichen Schulen in diesem Land die nachfolgende Generation überhaupt fit für die Zukunft machen oder nicht. Der Philosoph Richard David Precht hatte da grosse Zweifel und wünschte sich eine ganz andere Art von Schule. Christoph Matschie, Kultusminister in Thüringen, widersprach, man könne sich die Schulen und Lehrer nicht immer so backen wie man möchte, man habe es schließlich mit realen Menschen, sprich Lehrern zu tun.
Die Disputanten stritten um die Frage: Wer ist in dieser Debatte Optimist, wer Pessimist, wer einfach nur besorgt um die Fähigkeit unserer Gesellschaft, Reformen zuzulassen, statt sich nur auf alten Lorbeeren auszuruhen? Und wie weit sind uns da andere, wie beispielsweise die Amerikaner, voraus? Wie gehen wir mit der Digitalisierung um? Nicht forsch genug, befand Verena Delius. Kaum eine Facette, die nicht zur Sprache kam.
Auch das Publikum, im Saal beteiligte sich an der munteren Debatte, genau wie Fragesteller aus dem Netz. Die Disput-Beiratsvorsitzende Renate Künast schaltete sich ein, kurz bevor die 70 sekundlichen Schlussstatements das Ende der Debatte ankündigten. Danach stimmte das Publikum erneut per Knopfdruck ab:
Jutta Falke-Ischinger, Initiatorin des Disput\Berlin! mehr…
Carsten Knop, FAZ
Jörg Thadeusz, Journalist und Moderator beim rbb
Verena Delius, Internetunternehmerin, Geschäftsführerin von » Fox & Sheep «
Während wir Deutschen damit beschäftigt sind, die Risiken der Digitalisierung zu suchen, arbeiten andere an den Chancen. Während wir uns wünschen, dass alles so bleibt wie es ist, gestalten andere die Zukunft.
Foto Jennifer Fey
In Deutschland herrscht reformatorischer Stillstand. Wenn Deutschland die führende Wirtschaftsnation in Europa bleiben will, dann muss es mit gutem Beispiel vorangehen – und nicht Wohltaten verteilen, während andere zu Strukturreformen ermahnt werden.
Foto privat
Deutschland verpasst es, den digitalen Wandel gesellschaftlich verantwortlich zu gestalten. Statt uns auf die Zukunft vorzubereiten, erwarten wir die massiven Folgen der Digitalisierung unserer Lebens- und Arbeitswelt wie den Regen. Was uns fehlt, ist eine gesellschaftliche Vision: Wie wollen wir leben?
Foto Jens Komossa
Die Deutschen sind die Feinmechaniker der Welt. Das ist großartig. Aber leider sind wir in der digitalen Welt eher bei den Fußkranken. Und deswegen müssen wir aufholen, zugreifen, nachholen. Sonst fallen wir weit zurück.
Foto Ludwig-Erhard-Stiftung
Verena Delius, Internetunternehmerin, Geschäftsführerin von » Fox & Sheep «
Während wir Deutschen damit beschäftigt sind, die Risiken der Digitalisierung zu suchen, arbeiten andere an den Chancen. Während wir uns wünschen, dass alles so bleibt wie es ist, gestalten andere die Zukunft.
Foto Jennifer Fey
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Prof. Dr. Dr. h.c. Bert Rürup, Präsident des Handelsblatt Research Institute
In Deutschland herrscht reformatorischer Stillstand. Wenn Deutschland die führende Wirtschaftsnation in Europa bleiben will, dann muss es mit gutem Beispiel vorangehen – und nicht Wohltaten verteilen, während andere zu Strukturreformen ermahnt werden.
Foto privat
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Richard David Precht, Philosoph und Autor
Deutschland verpasst es, den digitalen Wandel gesellschaftlich verantwortlich zu gestalten. Statt uns auf die Zukunft vorzubereiten, erwarten wir die massiven Folgen der Digitalisierung unserer Lebens- und Arbeitswelt wie den Regen. Was uns fehlt, ist eine gesellschaftliche Vision: Wie wollen wir leben?
Foto Jens Komossa
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Roland Tichy, Vorsitzender der Ludwig-Erhard-Stiftung
Die Deutschen sind die Feinmechaniker der Welt. Das ist großartig. Aber leider sind wir in der digitalen Welt eher bei den Fußkranken. Und deswegen müssen wir aufholen, zugreifen, nachholen. Sonst fallen wir weit zurück.
Foto Ludwig-Erhard-Stiftung
Prof. Dr. Gesche Joost, Professorin für Designforschung an der Universität der Künste Berlin und Internetbotschafterin der Bundesregierung
Deutschland ist eines der Zugpferde für die Wirtschaft in Europa. Viele schauen zu uns als leuchtendes Beispiel – für den stabilen Mittelstand, die gute Bildung oder die Forschung und Entwicklung. Digitalisierung wird eines der nächsten großen Wachstumsfelder sein und stellt uns als Gesellschaft vor massive Herausforderungen. Der Weg will mit Bedacht beschritten werden und soll eine nachhaltige und soziale Entwicklung bedeuten – und wir sind mitten dabei.
Foto Universität der Künste Berlin
Laut BBC ist Deutschland das weltweit beliebteste Land – wenn man uns dermaßen viel Positives zuschreibt, dann ist Optimismus doch Pflicht.
Foto Urban
Deutschland verschläft seine Zukunft nicht, weil es seine Ausgaben für Bildung und Forschung deutlich erhöht hat.
Foto Urban
Thomas Heilmann, Justizsenator (CDU)
Deutschland verschläft die Zukunft schon deshalb nicht, weil wir selbstkritisch sind und es auch bleiben!
Prof. Dr. Gesche Joost, Professorin für Designforschung an der Universität der Künste Berlin und Internetbotschafterin der Bundesregierung
Deutschland ist eines der Zugpferde für die Wirtschaft in Europa. Viele schauen zu uns als leuchtendes Beispiel – für den stabilen Mittelstand, die gute Bildung oder die Forschung und Entwicklung. Digitalisierung wird eines der nächsten großen Wachstumsfelder sein und stellt uns als Gesellschaft vor massive Herausforderungen. Der Weg will mit Bedacht beschritten werden und soll eine nachhaltige und soziale Entwicklung bedeuten – und wir sind mitten dabei.
Foto Universität der Künste Berlin
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Dr. Markus Kerber, Hauptgeschäftsführer des BDI
Laut BBC ist Deutschland das weltweit beliebteste Land – wenn man uns dermaßen viel Positives zuschreibt, dann ist Optimismus doch Pflicht.
Foto Urban
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Christoph Matschie, Kultusminister und stellvertretender Ministerpräsident Thüringen
Deutschland verschläft seine Zukunft nicht, weil es seine Ausgaben für Bildung und Forschung deutlich erhöht hat.
Foto Urban
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Thomas Heilmann, Justizsenator (CDU)
Deutschland verschläft die Zukunft schon deshalb nicht, weil wir selbstkritisch sind und es auch bleiben!